Unsere erste und bislang einzige öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltung am 9. Juli 2015 war leider schlecht besucht. Trotz unserer Enttäuschung darüber hatten wir letztlich einen tollen und ermutigenden Abend, dem wir ein paar neue bewegende Impulse zu verdanken haben – der engagierte und solidarische Beitrag unserer Referentin, der auf Pflegerecht spezialisierten Rechtsanwältin Frau Ute Coulmann aus Bretten.
Die wichtigsten Gedanken davon wollen wir an dieser Stelle festhalten und verbreiten:
Impulse von Frau Coulmann bei der Veranstaltung am 9.7. 1) Gegen die politische Demagogie vorgehen, die hinter dem Schlagwort "Demographischer Wandel" steckt. Warum wird von Überalterung, und nicht von Unterjüngung gesprochen? Dahinter steckt politisches Kalkül. Mit diesem werden a) die illegale Rücklagen-Politik der Krankenkassen verdeckt. (Krankenversicherung beruht nicht auf einem Generationen-Vertrag, sondern eine Versicherung über die Gegenwart. D.h., ein Plus müsste sich entweder in Beitragssenkungen oder in verbesserten Leistungen niederschlagen!) b) das eigentliche Problem verschleiert, dass wir trotz erhöhter Produktivität kein besseres Leben erwarten dürfen, weil die Gewinne von einigen wenigen abgeschöpft werden. (Reallöhne und Renten sinken, während die Produktivität und die Einkommen der Reichsten wachsen. In einer anderen Welt könnte das geänderte Verhältnis zwischen ArbeitnehmerInnen und RentnerInnen locker durch die Produktivitätssteigerung ausgeglichen werden). 2) Frauen verlassen sich zu oft auf individuelle Lösungen (oder Exit-Strategien) oder bleiben beim Jammern stehen. Erpressbar sind wir immer. Trotzdem werden wir so lange erpresst werden, bis wir NEIN sagen - und auch dabei bleiben (Beispiel: Nicht mehr erreichbar sein und einspringen im Frei). Ein (leider!) immer noch aktuelles Buch: "Notes on Nursery" von Florence Nightingale. 3) PolitikerInnen in die Pflicht nehmen. Wie wäre es zum Beispiel, wenn alle PolitikerInnen in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert sein müssten? Wenn sie selbst vom Sozialamt abhängig von Hartz IV leben müssten? Würden sie dann noch dieselben Gesetze machen? Die Regel "EineR teilt, der oder die andere sucht aus" - auf die Politik angewendet, müsste heißen: PolitikerInnen müssten bereit sein vorzuleben, dass sie die Konsequenzen ihres Handelns für alle Beteiligten auch für sich selbst in Kauf nehmen. Inspiration hier: John Rawls' Theorie der Fairness. 4) Sich organisieren (Parteien, Angehörigengewerkschaft,... gründen), kreative Formen des Widerstands finden. Auch hier ein Buchtipp: Beautiful Trouble. 5) Fehler und Probleme in der Pflege dokumentieren, aus Fehlern lernen. Interessant: CIRS-Datenbanken, zb der KDA....